26.10.2015

Das kleine Reisetagebuch: Come to Marrakech... my friend!


So. Hier nun mein erster Schritt in Richtung Einhaltung der guten Blog-Vorsätze: Ein herzlicher Gruß aus Afrika! Das klingt irgendwie kosmopolitisch, und weit weg. Wenn man allerdings bedenkt, dass selbst die Kanaren weiter weg sind, als Marrakesch, klingt es schon ein bisschen weniger exotisch. Aufregend ist es nichtsdestotrotz, denn abgesehen davon, dass Kultur und Mentalität in Marokko mit europäischen Maßstäben nicht im Geringsten zu vergleichen sind, ist besonders Marrakesch eine echte Herausforderung für Menschen, die Ruhe, Ordnung und System lieben und für Menschen, für deren Orientierungssinn es bei der Auslosung der Talente leider nicht mehr gereicht hat. Also mich. Wie ich diese Stadt also jemals auf meiner Liste der Wunsch-Reiseziele haben konnte, fragen sie? Ich mich auch. Aber nachdem ich die ersten zwei Tage noch dachte, meinen Besuch hier unter der Rubrik "Muss man mal erlebt haben, aber einmal reicht dann auch" verbuchen zu müssen, bin ich heute auf einmal traurig, nicht noch länger bleiben zu können.


[Souk in Marrakesch | Pfefferminztee | Klassischer Blick über die Dächer]

Man (wenn ich "man" schreibe, meine ich mich) findet hier einfach nichts auf Anhieb, die Medina Marrakeschs ist ein elendes Labyrinth, in dem keine, aber auch wirklich keine einzige Straße mit einem Namen versehen ist (also, in den Karten schon, aber in den Straßen leider nicht), selbstverständlich liegt nirgendwo mobiles Internet an, und den Reisetipp in meinem National Geographic-Reiseführer, dass man in der Medina am besten mit einem Kompass beraten ist, hatte ich leider zu spät gelesen. Glücklicherweise gibt es an jeder Ecke freundliche Menschen, die einem gern den Weg zeigen, und auch gern noch vieles mehr zeigen, und alles gleich noch mit erklären - grundsätzlich aber nur gegen einen kleinen Obulus. Den sie erst am Ende ihrer Führung verlangen. Um vorher die Stimmung nicht zu verderben.


Überhaupt ist man bei jedem, der einen anspricht, erstmal "my friend", alles ist "no problem" und alle sind in einer Minute wieder da, und alles, was der geneigte fröhliche Fremdenführer einem zeigen möchte, ist sowieso das Schönste, das Beste, das Älteste, das Authentischste, und "very very old", und "very very special", nur damit man zum Schluss doch wieder zum Verkaufsgespräch in irgendeiner beliebigen Teppichbude sitzt und einen Pfefferminztee schlürft, während man die neuesten Knüpferfolge der Damen des Hauses bewundert. Alles aus reiner Gastfreundschaft natürlich. In solchen Momenten lernt man dann die deutsche Reserviertheit zu schätzen - bei uns geht einem wenigstens keiner auf die Ketten, und die jenigen, die freundlich sind, meinen es auch wirklich ernst.


[Bab Agnaou mit klassischen Transportmitteln am Platz | La Menara | Djemaa el Fna]

Anfänglich schien sogar mein abendliches Entertainment-Programm meine Einschätzung von Marrakesch zu teilen, denn zum Abschalten habe ich diesmal ein paar alte Staffeln von "The Amazing Race" dabei - unter anderem Staffel 25, in der die Teams zwei Tage in Marrakesch verbrachten, wo sich Misti und Jim mit dem Fazit "We're so excited to go to Sicily because the last thing we wanted was to see Marrakech another day." verabschiedeten, aber: Sie hätten mal noch Tag 3 abwarten sollen. Denn wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, dass hier eine Hand die andere wäscht, wenn man sich selbst vertraut, wenn man sich keine Ziele mehr setzt und sich stattdessen darüber freut, wenn man überhaupt irgendwas findet, wenn man so halbwegs eine Idee bekommen hat, wo man ist, und wenn man die ganzen "Ey, my friend! Ey! Ey! Sorry! My friend, ey!"s einfach ausblendet, dann wird aus der anfänglichen maßlosen Überforderung ein wunderbares Erfolgserlebnis und plötzlich möchte man gar nicht mehr weg aus den Souks und vom Djemaa el Fna, erst recht nicht, wenn es dunkel ist.

Werde ich also morgen mit gemischten Gefühlen weiter reisen, und verbleibe mit folgenden Reisetipps für Marrakesch:

1. Eine gute Unterkunft in Marrakesch ist Hafen und Anker zugleich, denn wenn man von all dem Trubel, dem permanenten Hupen sämtlicher Verkehrsteilnehmer und der unerbittlichen Mittagssonne in eine idyllische Herberge fliehen kann, ist man innerhalb von 30 Minuten revitalisiert und wieder bereit für den Kampf - ich persönlich fühle mich sehr wohl hier im Riad Sidi Mimoune (habe allerdings auch keinen Vergleich ;) )

2. Eine Stadt(-teil)mauer ist eine genau so gute Orientierungshilfe wie ein Fluss.

3. Wenn sie jemanden nach dem Weg fragen wollen, fragen sie Mitarbeiter des öffentlichen Nahverkehrs, Frauen ohne Schleier oder bis unter die Zähne bewaffnete Sicherheitskräfte - die helfen kostenfrei.

4. Der Zoom ist dein Freund, der Ultrazoom ist dein Ultrafreund: Sobald man zu nah an einem Motiv ist und es fotografiert, kommt garantiert irgendjemand angerannt, der dafür einen kleinen Unkostenbeitrag haben möchte.

5. Im Zweifelsfall hilft es nur, so zu tun, als würde man weder Englisch noch Französisch verstehen und am besten wirres Zeug auf Sächsisch zu brabbeln - für alle anderen Ausreden haben Händler schon die passende Antwort. ("Du bist Student? Kein Problem! Diesen Teppich kannst du zu Hause für's Doppelte verkaufen!", "Du reist nur mit Handgepäck? Kein Problem! Kennst du FedEx?")


So. Und wenn ich dann noch gegoogled habe, ob zwei junge Männer im Islam Händchen halten dürfen, weil das im Islam irgendwas Unverfängliches bedeutet, oder ob hier der Fortschritt um sich greift, wird es auch schon wieder Zeit zu packen und ins Bett zu gehen, denn morgen startet der Sahara-Express in aller Herr-Allahs-Frühe und dann wird hier endlich mal richtig gewandert!

In diesem Sinne: Tisbah alal-khair, bonne nuit oder einfach nur

*plöpp*

20.10.2015

Cookies zum Geburtstag!


Achtung, nicht erschrecken... hallö!

Wie oft ich inzwischen schon versprochen habe, Mutter's Bestes wieder zu Mutter's Bestem werden zu lassen, nur um es dann doch wieder wie Stiefmutter's im Keller Vergessenes verkommen zu lassen, das wäre wahrscheinlich mal lustig, zu zählen. Aber wer will das schon. Stattdessen haben wir uns heute hier versammelt, um einen freudigen Tag zu begehen: Den 9. Geburtstag meines kleinen, bunten Schreibheftes! (Erster Post hier)

Und zu seinem diesjährigen Jubeltag habe ich mir etwas ganz besonderes überlegt: Einen Relaunch! Einen vergleichsweise popligen Re-Launch, denn wie sie sehen, sehen sie nichts, aber wenn sie genauer schauen, stellen sie zumindest fest, dass die Sidebar (der schmale Balken da rechts) zum ersten Mal seit... keine Ahnung... mindestens 5 Jahren... überarbeitet wurde. Dementsprechend sind alle dort zu entdeckenden Links wieder auf dem neuesten Stand meiner Empfehlungen und keiner von ihnen ist tot. Wenn das mal nix ist.

Desweiteren zeigt Blogger in allen Blogspot-Blogs seit Anfang September einen Hinweis an, der darauf aufmerksam macht, dass hier Cookies verwendet werden. Weil die EU das so möchte. Und dieser Hinweis ist plump und hässlich. Zwar verschwindet er, wenn man ihn einmal bestätigt hat, aber damit selbst vor dieser einmaligen Bestätigung keiner denkt "Was' denn mit dem André los? Jeglichen Sinn für Inneneinrichtung verloren?", habe ich ihn mit Hilfe dieses schönen Tutorials optisch auch gleich noch ein bisschen erträglicher gemacht. (Falls sich ein militanter Cookie-Gegner fragt, wo sich hier die Cookie-Minen verstecken: Ich nutze Google Analytics, und das auch nur, weil ich Freude daran habe, mir die Besucher-Statistik anzusehen) Und das war's auch schon. Aber angesichts meiner hiesigen Bemühungen vor allem in den letzten 5 Monaten ist das schon eine wirklich große Sache.

Und falls sie sich jetzt voller Spannung fragen, was ich die letzten 5 Monate so gemacht habe, was es so alles Neues gibt, wie ich jetzt wohl aussehen mag und ob Prince Charming nun endlich mal seinen Weg (zurück) zu mir gefunden hat, kann ich sie beruhigen: Nix passiert. Wer meine erste EHS-Hausarbeit zum Thema "Der moralische Status von Tieren." zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf gern lesen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, des weiteren spiele ich seit Ende April Forge of Empires, weil ich mal wieder Sehnsucht nach einem Browsergame hatte (falls einer weiß, wovon ich rede: Auf Cirgard können wir gern Freunde werden) und ansonsten ist alles beim Alten oder nicht der Rede wert.

Wozu dann überhaupt ein Re-Launch, wenn er überhaupt nix zu erzählen hat, fragen sie? Zurecht. Aber ein bisschen habe ich ja eigentlich immer zu erzählen. Nur dass das halt meist bei Facebook verreckt, weil es einfach bequemer ist, dort direkt ein Bild, ergänzt durch einen flotten Einzeiler, hochzuladen. Facebook wiederum sagt mir aber jede Woche aufs Neue, dass mein Schreibheft so und so viele neue "Gefällt mir"-Angaben hat, und das obwohl seit Ende Mai hier nix mehr passiert ist. Was mich sehr ehrt. Und da ich über dieses Blog sowohl schon wirklich gute Freunde als auch große Lieben kennengelernt habe, was keines der vielen Social Media-Portale auch nur ansatzweise für sich in Anspruch nehmen kann, und weil hier schon ein kleines bisschen Herzblut drin steckt, möchte ich einfach nicht loslassen. Hoffnungslos nostalgisch.

Nostalgie allein schreibt aber leider keine Blogposts, und deswegen suche ich ja auch jedes Mal nach einem neuen Grund, warum es ausgerechnet diesmal wirklich wieder los geht, und das nicht nur für 'ne Woche. Stelle also hiermit den Hoffnungsschimmer der Stunde vor: Sie hier. Eine Gelegenheit, bei der mir auffällt, dass sie noch gar keinen Namen hat. Eine kurze Geschichte über all die Kameras, die ich bereits besessen habe, erspare ich ihnen an dieser Stelle lieber - auf jeden Fall bin ich jetzt wieder bei DSLR angekommen und die bleibt's jetzt auch, denn wenn ich schon über meine Verhältnisse einkaufe, muss ich den Ramsch dann wenigstens mal eine Weile behalten. Und Fotos von kleinen Ausflügen in die Natur gehen hier immer besser als in den doch oft so viel unpersönlicheren Social Media.

Ein größerer Ausflug steht sogar schon vor der Tür: Freitag und Samstag finden sie mich in Marrakesch, ab Sonntag dann in der Sahara und eine Woche später im Tal der Rosen. Womit ich mich dann auch schon wieder für 2 Wochen entschuldigen müsste, aber nur, um danach hoffentlich erst Recht mit Content zurück zu kehren.

Happy Birthday, kleines Schreibheft,
und all den treuen Seelen da draußen danke für's Dranbleiben!

*plöpp*